Der Dickdarm heißt Dickdarm, weil seine Hauptaufgabe die Eindickung des aus dem Dünndarm kommenden, sehr dünnen Verdauungssbreis ist. Immerhin fließen bei einem 500 kg Pferd ca. 50-70 Liter Flüssigkeit vom Dünndarm in den Dickdarm, aus dem dann etwa 45 bis 60 Liter absorbiert werden und ins Gefäßsystem gelangen, damit der Flüssigkeitshaushalt stabil bleibt. Zusammen mit Wasser werden vor allem Mineralien und Spurenelemente aufgenommen. Wird das im Dickdarm verbleibende Wasser nicht ausreichend im geformten Kot gebunden, wird dieses als sogenanntes Kotwasser neben mehr oder weniger gut geformten Pferdeäpfeln ausgeschieden. Es läuft der Schwerkraft folgend über die Perinealregion an den Hinterbeinen und im Inguinalspalt der betroffenen Pferde ab. Der ständige Kontakt empfindlicher Hautpartien mit dem Kotwasser kann zu Hautirritationen und Unwohlsein, der Verlust von Mineral- und Spurenelementen zu Elektrolyt-Imbalancen und Gewichtsverlust führen. Auch sind aufsteigende Zystitiden oder Wundinfektionen möglich. Hinzu kommt der unschöne Anblick der Kotwasser-verschmierten Anogenitalregion, Hinterbeine und Umgebung. Es gibt also genügend Gründe, genauer hinzuschauen und möglichst einen ganzheitlichen, gut funktionierenden und nachhaltigen Lösungsansatz zu präsentieren.
„Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gestellt!“ wurde uns im Studium vermittelt. Die rein beschreibende Diagnose „Kotwasser“ ist angesichts der augenscheinlichen Symptomatik schnell gestellt. Schwieriger wird es, wenn wir nach einer ursächlichen Diagnose fragen.
Ursachenforschung
Bei einigen Pferden ist die Ursache des Kotwassers relativ einfach zu ermitteln. Dies ist der Fall, wenn die Problematik z.B. in direktem zeitlichem Zusammenhang mit einer Futterumstellung, bei oder nach Stresssituationen oder nach der Aufnahme von Medikamenten auftritt. Verschwindet die Kotwasserproblematik nach Behebung von Zahnproblemen oder Behandlung eines Parasitenbefalles, dann sind damit mögliche Ursachen behoben. Nicht selten bleibt die Ursache, - besser: bleiben die Ursachen - unerkannt, da die auslösenden Reize sehr unterschwellig und vielfältig sein und von den Besitzern oder Behandlern nicht wahrgenommen werden können, oder aber mehrere Faktoren das Fass zum Überlauf bringen und die Symptomatik auslösen. Eine umfassende Anamnese, am besten unterstützt mit einem vom Betreuer des Pferdes geführten Tagebuch, und gründliche Untersuchungen fördern mit Sicherheit einige mögliche Ursachen oder Trigger zutage. Beim Kotwasser kann auch ohne Kenntnis der Ursachen über das Anschlagen eines Therapieversuches betroffenen Pferden vielfach geholfen werden.
Therapieempfehlung
Dem Pareto-Prinzip folgend werden sehr viele Fälle schon durch die alleinige Zufütterung von PlantaFerm®-P besser (Abbildung Punkt 1). Hierbei ist wichtig, erst nach deutlicher Besserung und nach einer Stabilisierungsphase von ca. 3-4 Wochen die Dosis langsam zu reduzieren und sich ganz langsam aus der Unterstützung auszuschleichen, da es bei zu frühzeitiger Beendigung der Therapie und vor allem beim zu abrupten Absetzen des Präparates zu Rezidiven kommen kann. Wenige Pferde brauchen mehr oder weniger dauerhaft eine geringe Menge PlantaFerm®-P, um symptomfrei zu bleiben.
Wenn durch PlantaFerm®-P keine ausreichende Besserung zu erzielen oder von Beginn an der Leidensdruck sehr groß ist, dann empfehle wir entweder die Ergänzung mit PlantaSil® Pellets (Punkt 2a) oder die Ergänzung mit Nicotiana/Robinia comp. PlantaVet (Abbildung Punkt 2b). Auch die Kombination von 2a und 2b ist sofort möglich. Bei PlantaSil® Pellets geht es erneut um Verbesserung der Darmgesundheit sowie um eine verringerte Toxinabsorption. Nicotiana/Robinia comp. PlantaVet kommt vor allem dann ins Spiel, wenn Kotwasser eine Folge von Magenleiden ist und/oder die Symptomatik durch Stress ausgelöst wird.
Führen diese Ergänzungen nicht zum gewünschten Erfolg, dann ist durchaus die Kombination von 2a und 2b zu überlegen. Zusätzlich steht eine ganze Reihe von Präparaten zur Verfügung, um individuell die Therapie anzupassen (Abbildung Punkt 3).
- Bei allen chronischen Prozessen oder Krankheiten ist immer an die Leber zu denken. Eine Kur mit HeparCheval® Saft allein oder in Kombination mit Hepar comp. N PlantaVet Ampullen über 6-8 Wochen verbessert alle Stoffwechselvorgänge und die Verdauungstätigkeit
- Bei nervösen, stressgeplagten oder sehr ängstlichen Tieren kann mit Avena/Phosphor comp. PlantaVet die nervöse Anspannung reduziert werden.
- Die Teufelskralle im ArthroCheval® ist nicht nur eine hervorragend entzündungs- und schmerzhemmende Droge, sondern als Bitterstofflieferant auch eine wichtige Heilpflanze für Verdauung und Entgiftung. Weihrauch wird nicht nur gegen schmerzhafte Gelenkserkrankungen empfohlen, sondern auch bei chronischen und chronisch-degenerativen Magen-Darm-Entzündungen.
- Auf unterschiedlichen Wegen und in verschiedenem Ausmaß wirken alle im PlantaDolor® enthaltenen Heilpflanzen antientzündlich und antioxidativ. Auch hierrüber kann die Kotwasserproblematik positiv beeinflusst werden.
- Das primär als Akutmittel eingesetzte ColoSan® kann in kleineren Gaben täglich angewendet werden, um langfristig die Darmgesundheit und -funktion zu verbessern und beispielsweise Blähungen vorzubeugen
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