Die vielen Gesichter des Immunsystems

Die vielen Gesichter des Immunsystems

Was ist das Immunsystem? Wo finde ich das Immunsystem? In welchem Organ ist das Immunsystem beheimatet oder welche Organe machen das Immunsystem aus?

Alle diese Fragen sind gar nicht leicht zu beantworten.

Erinnern Sie sich an die Histologie-Vorlesungen und Übungen? Oder an histologische Schnitte in der Pathologie? In jedem mikroskopierten Organschnitt waren neben der organtypischen Architektur und den entsprechenden Zellen immer auch Immunzellen zu finden. In nichterkrankten Geweben meist vereinzelt und diffus verteilt, bei Entzündungen oder Infektionen waren große Ansammlungen von Makrophagen, Lymphozyten, Leukozyten usw. zu sehen.   

Die Repräsentanten des Immunsystems sind letztendlich überall, so wie es in jedem Organsystem Anteile des Kreislaufsystems gibt - oder des Lymphsystems.

Was macht das Immunsystem? Was ist die Aufgabe des Immunsystems?

Auch diese Fragen sind gar nicht so leicht zu beantworten. Bis Ende des 20. Jahrhunderts galt das Immunsystem primär als Abwehrschirm und Waffe gegen infektiöse Mikroorganismen. Heute gilt als gesichert, dass die Arbeit des Immunsystems sich nicht auf die Abwehr exogener Einflüsse beschränkt. Neben der Detektion Pathogen-assoziierter molekularer Muster (PAMPs) im Rahmen einer Infektion erkennt das Immunsystem Damage-assoziierte molekulare Muster (DAMPs) oder auch Seneszenz-assoziierte molekulare Muster (SAMPs), zu denen einerseits körpereigene Verbindungen zählen, die normalerweise nicht frei im Gewebe vorliegen (Nucleinsäuren, Hitze-Schock-Proteine, HMBG-1, u.a.), andererseits Moleküle, die durch endogenen Stress verursacht vermehrt im Gewebe auftreten (hohe Glukosekonzentration, Cholesterol, ATP). Im Fall der Erkennung von DAMPs und SAMPs resultieren daraus sterile Entzündungen, deren Ausmaß natürlich vom Grad der ursprünglichen Schädigung abhängt, aber auch von dem Funktionieren des Immunsystems. Ein krankheits- oder seneszenz-geschwächtes Immunsystem hat mitunter nicht die Kraft, die physiologischen Vorgänge richtig zu Ende zu führen. Daraus würden dann chronische, häufig chronisch stille Entzündungen resultieren.

Fresszellen phagozytieren Zelldetritus geschädigter oder seneszenter Zellen und auch exogene Noxen oder Erreger. Immunzellen wehren Infektionen ab und sind wesentlich beteiligt an der ständigen Gewebeerneuerung und an Umbau- und regenerativen Prozessen. Das Immunsystem ist also ein Garant für die Aufrechterhaltung der Homöostase im Gewebe bzw. im Gesamtorganismus.

Im Einzelnen erfüllt das Immunsystem folgende Aufgaben neben der Abwehr von Mikroorganismen oder Noxen (Abbildung):

  • Beteiligung an Zyklusgeschehen und Reproduktion; Beteiligung an Entwicklung des Gesäuges; Feto-maternale Toleranz
  • Initiierung und Reaktion auf Apoptose im Rahmen der Organentwicklung
    • Z.B. Knochen, ZNS
    • Angiogenese
    • Gewebe-Homöostase, Regeneration und Heilung
      • Z.B. Haut, Skelett- und Herzmuskel, Nieren, Leber, Gehirn, Darm

 Abbildung: Aufgaben des Immunsystens

Bedeutung für die Therapie

Das Immunsystem ist im Organismus ubiquitär verteilt und dient der Gewährleistung der Systemintegrität. Bei der Betrachtung und therapeutischen Beeinflussung steht vielfach der Schutz vor Krankheiten, die durch eingedrungene pathogene Mikroorganismen verursacht werden, im Vordergrund. Diese Aufgabe des Immunsystems ist auch am leichtesten zu beobachten. Die Reduktion auf diese Funktionsweise wird der Bedeutung des Immunsystems, wie ausgeführt, nicht gerecht. Es ist vielmehr wesentlich für Entwicklung, Überwachung, Schutz und Regulierung verantwortlich, um die Homöostase aufrechtzuerhalten oder, falls erforderlich, wiederherzustellen. So betrachtet haben auch jegliche therapeutischen Eingriffe auf die Funktion des Immunsystems viel umfassendere Folgen auf die Gesundheit des Gesamtorganismus als „nur“ die Stärkung der Abwehr.

Bezüglich der Schutzwirkung des Immunsystems sollte besser von Modulation der Immunantworten statt von Stärkung gesprochen werden. Ein zu schwaches Immunsystem führt zu chronischen oder wiederkehrenden Infekten. Ein fehlgeleitetes oder aus dem Lot geratenes, überreaktives Immunsystem führt zu Autoimmunerkrankungen, Unverträglichkeiten oder Allergien. Bei all diesen Pathologien können Immunmodulatoren eingesetzt werden. Ein dauerhafter Einsatz kann zu Erschöpfung oder Gewöhnung des Immunsystems führen und damit gänzlich unerwünschte Folgen haben. Eine Möglichkeit der Immunmodulation ist der kurweise Einsatz von Pet-M® PlantaVet im Kleintierbereich respektive Echinacea/Phosphorus comp. PlantaVet bei Pferden. 5 x jeden 2. Tag eine Ampulle, danach 5 x jeden 3. Tag eine Ampulle kann z.B. eine Allergiebereitschaft reduzieren oder eine allgemeine Immunschwäche verbessern. In der Prophylaxe oder Therapie akuter Infektionen kann schon die ein- bis dreimalige Gabe von Coffea praeparata oral oder von PlantaMun® helfen, Infektionen zu verhindern oder deren Verlauf deutlich abzumildern. Alle diese Präparate sollten auch einen festen Platz in der Therapie haben, wenn Entwicklungs-, Heilungs- oder Regenerationsprozesse verlangsamt oder unzureichend ablaufen oder Störungen in der Reproduktion erkennbar sind. Schwächen oder Störungen in der Funktion des Immunsystems können eben sehr weitreichende Folgen für den Organismus haben. Die vielen Gesichter des Immunsystems…


 

Literaturhinweise

  • Sattler, Susanne. “The Role of the Immune System Beyond the Fight Against Infection.” Advances in experimental medicine and biology vol. 1003 (2017): 3-14.
Themen: Immunsystem