Mir ist hundeelend …

Erinnern Sie sich an die erste Zigarette? Heimlich geraucht, im Gebüsch, auf einer Fete, damit die Eltern nichts davon erfahren? Ein Genuss ist die erste Zigarette in der Regel nicht. Vielleicht vermittelt sie das Gefühl, erwachsen zu sein, dazuzugehören zur Clique, zu den Großen, den Älteren, gleichzeitig dem strengen Elternhaus zu entfliehen? Der Reiz des Verbotenen? Erst der fehlende Genuss, und dann die Nachwirkungen: Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Bauchkrämpfe, Durchfall in unterschiedlichen Ausprägungen. Man fühlt sich hundeelend.

Hundeelend - was ist das für eine Bezeichnung? Vielen Redewendungen und Wortbildungen sind zu entnehmen, dass früher Hunde eher geringgeschätzt wurden, so wie heute vielfach das Schwein. Hundewetter und Sauwetter gelten mehr oder weniger als Synonyme für nasskalte, ungemütliche Tage, an denen man noch nicht einmal seinen Hund vor die Türe schickt. Da ist er schon wieder – der Bezug zum Hund.

Und wenn es uns so richtig dreckig geht, entweder weil wir aus Sicherheitsgründen den Radius um die Schüssel möglichst eng halten oder auch emotional niedergeschlagen und angegriffen sind, dann klagen wir mit den Worten: „Mir ist hundeelend!“

Viele Redensarten verdeutlichen die Beziehung von emotionalem Stress auf die Verdauungsorgane: „Das liegt mir schwer im Magen!“ „Das stößt mir sauer auf!“ „Da dreht sich mir der Magen um!“ „Da kommt mir die Galle hoch!“

Hundeelend ist auch dem sonst gesunden Hundebesitzer zumute, wenn er einerseits seinen eigenen Hund leiden sieht, andererseits, wenn sein Hund ihn nachts fünf Mal raus jagt, weil unbändige Darmkrämpfe nach Entleerung schreien, Herrchen aber gleich morgens um 7.30 einen wichtigen Termin möglichst wach und ausgeschlafen wahrnehmen muss.

Akute Magen-Darmerkrankungen bzw. Symptome wie akutes Erbrechen und akuter Durchfall sind sehr häufige Gründe für Konsultationen einer Praxis oder Klinik oder des Rufes nach einem Tierarzt, durchaus auch im Notdienst. Hier steht die möglichst schnell wirkende Therapie im Vordergrund. Aufwendige Diagnostik liefert mitunter erst Ergebnisse, wenn die Therapie schon gegriffen hat. Bei chronischen Geschehen steht die Diagnostik an erster Stelle. Und diese kann sich durchaus als sehr umfangreich und langwierig herausstellen.

Nach dem Simile-Prinzip der Homöopathie ‚Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt.‘ bietet sich für Unwohlsein mit Übelkeit und Erbrechen – wie oben aufgezeigt – der Tabak in homöopathischer Aufarbeitung an. Dieser ist als Namensgeber im Nicotiana comp. canis PlantaVet und im Nicotiana/Robinia comp. PlantaVet neben weiteren Ingredienzien enthalten, die allesamt auf Magenleiden, insbesondere infolge Übersäuerung und Stresssituationen, ausgerichtet sind. Magenleiden sind bei unseren Tieren überaus häufig vorhanden, wenn auch vielfach unterdiagnostiziert. Viele Tiere sind asymptomatisch oder zeigen nur milde, sehr unspezifische Symptome. Bei Menschen und Tieren werden Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Leistungseinbußen beobachtet, dazu dyspeptische Beschwerden. Zweibeinige Sportler weisen neben Gastritiden häufig Co-Morbiditäten wie Gallenwegs-Erkrankungen, chronische Duodenitis und Colitis sowie Pankreatitiden auf. Auf diese Begleiterkrankungen ist auch bei den Tieren zu achten. Insbesondere bei Katzen ist z.B. die Triaditis ein stehender Begriff, also das gleichzeitige Vorhandensein von Cholangitis, Enteritis und Pankreatitis.

Bei Pferden können Magenleiden auch zu Kotwasser führen oder diese Symptomatik verschlimmern. Deshalb lautet bei diesen die Empfehlung, neben PlantaFerm®-P auch Nicotiana/Robinia comp. PlantaVet einzusetzen. Süßholzwurzel, Hauptbestandteil im PlantaFerm®-P, wirkt Kotwasser Pferdnachweislich antiulzerogen und beschleunigt die Abheilung von Magenulzera. Der Ulkus-Index von Essigsäure-induzierten Magenschleimhaut-Schädigungen bei Ratten wird durch Glycyrrhizin in ähnlichem Ausmaß reduziert wie durch Omeprazol. Die Wirkungsweise von Glycyrrhizin beruht auf einer Down-Regulation der Magensäureproduktion und einer Hochregulierung der Phospholipase A2-mRNA, also der vermehrten Bildung schützender Prostaglandine in der Magenwand (Wang, Ying et al. “Multipathway Integrated Adjustment Mechanism of Glycyrrhiza Triterpenes Curing Gastric Ulcer in Rats.” Pharmacognosy magazine vol. 13,50 (2017): 209-215). Der Hauptwirkstoff der Süßholzwurzel, das Glycyrrhizin, gilt als selektiver Hemmer von High-Mobility Group Box 1 bzw. High-Mobility Group Protein 1 (HMGB1), einem körpereigenen Alarmstoff (Alarmin), der über verschiedene Rezeptoren entzündungsfördernd wirkt. Glycyrrhizin wird im Darm gespalten und die Metaboliten wirken ähnlich entzündungshemmend wie Kortikoide, ohne dass es durch die Anwendung von Süßholzwurzel zur Immunsuppression oder dem metabolischen Syndrom kommen würde.

Die beschriebenen Co-Morbiditäten verdeutlichen, dass Erkrankungen eines Organes bzw. eines Abschnittes des Verdauungstraktes immer Auswirkungen auf andere Organe bzw. weitere Teilbereiche des Verdauungstraktes haben. Hierzu zählen insbesondere die Darmanhangsdrüsen. Auch jede Einflussnahme auf die Funktion der Organe wirkt sich auf andere Bereiche aus. Die Unterdrückung der Magensäure-Produktion durch Protonen-Pumpen-Inhibitoren z.B. kann schon in der Kurzzeitanwendung zu Durchfall, Bauchschmerzen, Verstopfungen, Übelkeit, Schwindel und Ermüdung führen. In der Langzeitanwendung werden vermehrt gastrointestinale Infektionen, Veränderungen des Darmmikrobioms und bakterielle Überwucherungen des Dünndarms beobachtet. Die Säureblockung kann Eisenmangel, Vitamin B12-Mangel und Hypomagnesiämie sowie gesteigerte Frakturneigung und die vermehrte Bildung von Polypen im Magenfundus provozieren. Einige der genannten Folgen sind definitiv auf die fehlende Magensäure zurückzuführen, andere können auch als klassische Medikamenten-Nebenwirkungen bezeichnet werden.

In der Humanmedizin sind Protonen-Pumpen-Blocker sehr häufig verordnete Medikamente bei Magenleiden. Vielfach werden entsprechende Präparate rezeptiert, um Nebenwirkungen der sonstigen Medikation, insbesondere der NSAIDs, abzumildern. Die Tatsache, dass die Medikation von Omeprazol bei Pferden im Turniersport keinen Regelverstoß darstellt, zeigt, dass die Problematik überaus häufig ist und Tiere, die im Leistungssport aktiv sind, besonders unter Gastritiden leiden. Die Anwendung von Nicotiana/Robinia comp. PlantaVet oder von PlantaFerm®-P hingegen wird im Wettkampf als unerlaubte Medikation gewertet und ist mit 48 Stunden empfohlener Karenzzeit belegt, weil das Ergänzungsfutter Heilpflanzen, u.a. Süßholzwurzel, und das Komplexhomöopathikum mit Argentum nitricum D5 (Silbernitrat), Nicotiana tabacum D5 (Tabak) und Robinia pseudoacacia D3 (Robinie, Scheinakazie) gleich drei Zubereitungen ≤ D6 enthalten.

Weihrauch wird mit Erfolg bei schmerzhaften arthritischen oder arthrotischen Prozessen eingesetzt und hat gleichzeitig magenschützende Wirkungen. ArthroCheval® ist mit Weihrauch und Teufelskralle, die sowohl als Leberheilpflanze als auch als Schmerztherapeutikum gilt, eine gute und wirkungsvolle Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Schmerzmedikamenten und bedarf – allein eingesetzt – nicht der Schutzwirkung eines Protonen-Pumpen-Blockers. Für die Klein- und Heimtiere sind EnteroRegén® Tabletten (Weihrauch, Süßholzwurzel, Blutwurz) und ArthroRegén® Tabletten (Weidenrinde, Teufelskralle, Brennnessel, Löwenzahn, Grünlippmuschel) entsprechende Alternativen. Zur Weidenrinde ist festzustellen, dass aus ihr zwar die schleimhautreizende- und -schädigende Salicylsäure hervorgeht, aber erst nach Aufnahme des Prodrugs im endogenen Leber-Stoffwechsel, so dass von Weidenrinde kein ulzerogener Effekt zu befürchten ist. Auch wird die Blutungsneigung durch Weidenrindenpräparate nicht gesteigert, da durch diese die Thromboxan-Synthese unbeeinflusst bleibt. Sowohl PetDolor® und PlantaDolor® als auch ArthroRegén® und ArthroCheval® dürfen perioperativ angewendet und müssen nicht vor entsprechenden Eingriffen abgesetzt werden.

Wegen des Gehaltes an Weihrauch sollten Sie auch bei allen Pferden mit metabolischem Syndrom und bei den krankheitsanfälligen chronischen Rehepatienten an ArthroCheval® denken, sowie an EnteroRegén® bei den Diabetes-Katzen. Der Weihrauch hat neben direkt antidiabetischen Wirkungen, die auf einer Senkung des Blut-Insulinspiegels und Anregung der Regeneration der β-Zellen der Pankreas beruhen, weitere Effekte, die den Einsatz wissenschaftlich und rational begründen. Dazu gehören die blutdrucksenkenden und antithrombotischen Wirkungen, die leberunterstützenden und hepatoprotektiven Wirkungen, die die Senkung der Blutfettwerte zufolge haben, sowie die Wirkungen gegen Adipositas, z.B. durch Abnahme der Leptin-Resistenz. (Mahdian, Davood et al. “Effect of Boswellia species on the metabolic syndrome: A review.” Iranian journal of basic medical sciences vol. 23,11 (2020): 1374-1381. )

Kommen wir zurück zur ersten Zigarette bzw. dem Hundeelendsein. Nicotiana tabacum ist auch Bestandteil von Nux vomica comp. PlantaVet. Nux vomica: die Brechnuss wird als das Homöopathikum für gestresste Manager beschrieben und hilft, die Folgen von Genussmittel-Abusus abzumildern. Bei den Tieren können wir unter ‚Genussmittel‘ auch bestehende oder vorausgegangene Medikationen mit Antibiotika, Antiphlogistika, Antihypertonika, Antiemetika usw. subsumieren. Für das Tier keine Genussmittel, aber häufig ähnlich belastend wie Alkohol, Nikotin oder andere Drogen. Nux vomica comp. PlantaVet kann in entsprechender Formulierung bei Klein- und Heimtieren sowie bei Rindern und Pferden bei Koliken, funktionellem Ileus oder anderweitigen Spasmen der glattmuskulären Organe zum Einsatz kommen. Gemäß den Erkenntnissen der Organotherapie fördert der Organbestandteil Renes bovis D6 die Nierentätigkeit und damit die Toxinausscheidung über die Nieren. Das ist wichtig, weil im Rahmen sistierender Verdauungstätigkeit oder Koliken vermehrt bakterielle Lipopolysaccharide, toxische Fuselalkohole und Ammoniak aufgenommen werden und damit die Gefahr der Organüberlastungen und -schädigungen besteht. Nux vomica comp. PlantaVet ist mit seinen Bestandteilen Nux vomica D7 (Brechnuss), Nicotiana tabacum D9 (Tabak), Carbo vegetabilis D19 (Holzkohle) und Chamomilla recutita D2 (Kamille) deutlich mehr und breiter einsetzbar als das Einzelmittel Nux vomica. Nux vomica comp. PlantaVet in Kombination mit ColoSan® ist eine äußerst bewährte Strategie bei Koliken, Tympanien und Durchfällen bei großen und kleinen Pflanzenfressern, mit oder ohne Vormagensystem. Verdünnt mit Speiseöl ist ColoSan® auch ein hervorragendes Therapeutikum für Darmleiden von Hunden, wobei auch Hunde es nicht freiwillig aufnehmen werden. Für Katzen ist ColoSan® definitiv ungeeignet!

Zur Behandlung akuter Durchfälle stehen neben Nux vomica comp. PlantaVet in der Kleintierpraxis PlantaFerm®-KT und EnteroRegén® zur Auswahl, in der Pferdepraxis Durchfallpulver Dr. Schaette und PlantaFerm®-P ggf. in Kombination mit PlantaSil® Pellets. Das Durchfallpulver Dr. Schaette eignet sich auch gut für Durchfälle beim Kalb oder Fohlen. Die Kombination aus medizinischer Kohle, Eichenrinde und Pektinen sorgt für eine schnelle Toxinbindung und -ausscheidung sowie Abdichtung verletzter oder entzündeter Darmschleimhaut. Die gelbliche Färbung des PlantaFerm®-KT-Pulvers rührt her von dem hohen Gehalt an Gelbwurz, Kurkuma. Kurkuma wirkt gastroprotektiv, gleichzeitig stark antioxidativ, hepatoprotektiv und antientzündlich. Neben Kurkuma sind im PlantaFerm®-KT viele weitere Inhaltsstoffen enthalten, die bei akuten Resorptionsstörungen schnelle Hilfe versprechen: Präbiotika, energieliefernde Substanzen zur Versorgung der Darmzellen, Puffersubstanz, Heilerde, immunglobulinreiches Volleipulver und Kräuter Extrakte. In der Pferdepraxis wird PlantaFerm®-KT sogar den Pferden über die Nasen-Schlund-Sonde eingegeben, um damit schnell und effektiv Magenproblemen zu begegnen.

Es gibt viele Wege und Präparate, dem ‚Hundeelend‘ bei Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Pferden und Rindern - und auch bei Hunden - zu begegnen.

Themen: Verdauung