Nicht nur sauber – sondern rein

„Du bist doch nicht ganz sauber!“ Sollten diese despektierlichen Worte an Sie gerichtet worden sein, dann war Ihr Gegenüber mit Ihrer Ansicht oder Ihrem Tun nicht einverstanden. Es ist die Kurzform für ‚nicht sauber im Kopf sein‘, was so viel heißt, dass Ihre geistige Gesundheit oder Zurechnungsfähigkeit angezweifelt wurde. Wenn von mangelnder Sauberkeit der Stute gesprochen wird, dann ist die Sauberkeit in Scheide, Zervix und Gebärmutter gemeint. In der Redewendung schwingt die alte Vorstellung mit, dass das Körperinnere mehr oder weniger rein im Sinne von steril ist – mit Ausnahme des Verdauungstraktes -, und dass die Stuten keine mikrobiellen ‚Verschmutzungen‘ aufweisen dürfen, die den Besamungserfolg infrage stellen und die Gesundheit des Deckhengstes beim Natursprung gefährden. Die ‚alte‘ Vorstellung des sterilen Körperinneren ist eindeutig widerlegt. In den meisten Organen finden sich Mikrobiome, so auch im weiblichen Geschlechtsapparat.

Ältere Semester werden sich noch an Klementine aus dem Werbefernsehen erinnern: eine resolut auftretende Klempnerin mit weißer Latzhose und rot-kariertem Hemd, gespielt von Johanna König, die bei Fleckenrändern auf der frisch gewaschenen Wäsche immer einen Rat wusste: „Ariel in den Hauptwaschgang, dann wird die Wäsche nicht sauber, sondern rein!“ Die Welt kann so einfach sein…

Unsaubere Stuten

Bei unsauberen Stuten wird das hier beworbene Waschmittel hoffentlich nicht das erfolgsversprechende Werkzeug sein, um ‚Sauberkeit‘ zu erlangen. Unter ‚sauberen Stuten‘ versteht man Tiere, die keine gynäkologischen Entzündungszeichen aufweisen und bei denen keine potenziell pathogenen Keime nachgewiesen werden. Entzündungszeichen werden über die Adspektion, transrektale Palpation und transrektale sonographische Untersuchungen festgestellt oder ausgeschlossen. Der Nachweis möglicher Keimbelastung erfolgt über Uterustupferproben und Uterusspülproben. Beide wenig invasiven Diagnoseverfahren ergeben durchaus falsch negative Ergebnisse. Als Goldstandard gilt die Uterus-Biopsieentnahme, die allerdings bei Nachweis von eitrigem Sekret kontraindiziert ist. Die Gefahr der Keimverschleppung in tiefere Gewebeschichten wäre viel zu groß.

Endometritis: Vorbeugung und Behandlung

Ausbleibende Trächtigkeiten nach Natursprung oder Besamung sind überwiegend auf Endometritiden zurückzuführen. Werden im Rahmen der Gesundheitskontrolle von Zuchtstuten Anzeichen von Endometritiden erkannt, so können diese erfolgsversprechend zum Beispiel mit der wiederholten Anwendung von EucaComp® PlantaVet behandelt werden, unterstützt durch die Ampullenpräparate Endometrium comp. A PlantaVet und Uterus comp. A PlantaVet. Physiologischer weise tritt auch bei ‚sauberen Stuten‘ nach der Besamung oder dem Decken eine besamungsinduzierte Endometritis auf. Der Deckakt selbst sowie die Samen, das Seminalplasma und Verdünner im TG-Sperma rufen eine Immunreaktion auf den Plan (Abbildung). Diese Entzündung muss möglichst schnell überwunden werden, damit die befruchtete Eizelle optimale Voraussetzungen für die Nidation vorfindet. Viele Gründe können zur Entwicklung einer ‚Post Breeding Induced Endometritis‘ (PBIE) führen, die kurzfristig den aktuellen Besamungserfolg infrage stellt. Längerfristige Entzündungsgeschehen führen zu degenerativen Veränderungen im Sinne von Endometrosen und gefährden damit die Zuchttauglichkeit der Stute insgesamt. Das Risiko für eine PBIE kann durch optimale Vorbereitung der Stute reduziert werden. Dafür müssen mögliche Gründe oder Risikofaktoren für eine PBIE (siehe Abbildung) ausgeschlossen bzw. nachhaltig behandelt werden. Zum Beispiel können über eine Leberunterstützung mittels HeparCheval® und Hepar comp. N PlantaVet Risiken für hormonelle Entgleisungen und Immunschwächen reduziert werden. Die Leber ist Bildungs- und Speicherort der Grundgerüste vieler Geschlechtshormone und auch für die Deaktivierung der Hormone verantwortlich. Mangelnde Bereitstellung, aber auch der verzögerte Abbau dieser Hormone kann das empfindliche Zusammenspiel der unterschiedlichen Regelkreise stören und hormonellen Dysregulationen Vorschub leisten. Ebenso ist das Immunsystem von einer gut funktionierenden Leber abhängig. Kurweise Leberunterstützungen verbessern auch den Stoffwechsel und die Entgiftung und haben insofern auch positive Einflüsse auf seneszentes Gewebe oder latente Stoffwechselentgleisungen wie dem Metabolischen Syndrom. Insbesondere sogenannte stille Entzündungen sind schwer oder gar nicht zu erkennen. Bei Problemstuten, die trotz aller Vorkehrungsmaßnahmen nicht aufnehmen wollen, kann neben der Leberunterstützung auch die Anwendung von PlantaDolor® über 2-4 Wochen versucht werden. Antioxidative, antientzündliche und ausscheidungsfördernde Effekte können im Sinne adaptogener Wirkungen die Konzeptionsfähigkeit verbessern helfen, ohne nachteilige Folgen befürchten zu müssen.

Abbildung: Physiologie und Pathologie der ‚Post Breeding Endometritis‘

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