Dynamit in den Zellen – oxidativer/nitrosativer Stress als Ursache vieler Erkrankungen

Eine Wagenladung Nitroglyzerin muss über 500 km über z.T. unwegsames Gelände transportiert werden, um mittels der Druckwelle einer gezielten Explosion den Brand einer Erdölquelle zu löschen. Ein äußerst waghalsiges und gefährliches Unternehmen, handelt es sich doch um einen extrem leicht entzündlichen Sprengstoff mit todbringender Sprengkraft. Stoff des Psycho-Dramas „Lohn der Angst“, 1953 verfilmt, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Georges Arnaud.  

Es muss nicht gleich Nitroglyzerin sein. Vermutlich haben Sie vor wenigen Tagen Ihren Weihnachtsbaum, den Adventskranz und übrigen Weihnachtsschmuck aus dem Wohnzimmer verbannt. Aufgrund der Trockenheit wird die Tanne bei der Aktion mächtig Nadeln verloren haben? WeihnachtsbaumOffenes Feuer in Form echter Kerzen ist bei trockenem Tannengrün sehr gefährlich, um nicht zu sagen: brandgefährlich. Die wachshaltigen Nadeln entzünden sich sehr schnell, und eh man sich versieht steht der ganze Baum oder Adventskranz in Flammen, dann die Gardinen, die Möbel, die Teppiche usw. Nur sehr schnelles und beherztes Eingreifen mit einem Feuerlöscher kann das Schlimmste verhindern.

Die offene Flamme im Raum mit leicht entzündlichen Stoffen ist vergleichbar mit oxidativem oder nitrosativem Stress in Zellen und Organen. Die sehr aggressiven radikalen Verbindungen zerstören die Zellwände und Umhüllungen der Zellorganellen, indem sie mit den ungesättigten Fettsäuren reagieren. Sie reagieren mit Eiweißen, deren Tertiärstruktur dadurch verändert und deren Funktion damit verloren geht. Gleichzeitig vorhandener Zucker karamellisiert und verbindet sich nichtenzymatisch mit funktionellen Strukturen, die dadurch Ihre Funktion einbüßen und als Detritus vom Immunsystem entsorgt werden müssen.

Das alles passiert, wenn der oxidative/nitrosative Druck die zell- und körpereigenen Schutzmechanismen in Form von Antioxidantien und Entgiftungsenzymen übersteigt, wenn also nicht ausreichend Wasser und Feuerlöscher vorhanden sind. Die Folgen der Zell- und Organschädigung erhöhen über die ausgelösten Immunreaktionen wiederum den oxidativen/nitrosativen Stress, was zu chronischen Entzündungen und Multimorbiditäten führt. Das Metabolische Syndrom zum Beispiel entwickelt sich primär aus diesem Teufelskreis.

Ein sehr großer, viel zu wenig beachteter Risikofaktor für die Entstehung von oxidativem/nitrosativem Stress stellen die Elektromagnetischen Felder (EMF) dar. Mobilfunk, Mikrowelle, WLAN, Bluetooth und Co. bestimmen mittlerweile unser Leben, haben sich aber in verschiedenen UntersuchungenAntenne als deutlich gesundheitsschädlich gezeigt. EMF scheinen auf Spannungsgesteuerte Kalzium-Kanäle (Voltage-Gated Calcium Channels, VGCCs) einzuwirken, wodurch mehr Kalzium in die Zellen transportiert wird. Die höhere intrazelluläre Kalziumkonzentration bewirkt je nach betroffene Zellart entsprechende physiologische Reaktionen: Mastzellen geben z.B. Histamin frei, Nervenzellen entsprechend Neurotransmitter, Bindegewebszellen z.B. Wachstumsfaktoren und so weiter. Die unplanmäßige und z.T. dauerhafte Aktivierung dieser empfindlichen Schalter verursacht ein regelrechtes Chaos im Zusammenspiel der Zellen und Organe. Zudem führt die höhere intrazelluläre Kalziumkonzentration über Entkopplung des Stickstoff-Monooxid-Synthase-Systems (NOS) und damit über die vermehrte Bildung von Superoxid zur Erhöhung des oxidativen und nitrosativen Stresses. Dieser Stress, zusammen mit den multiplen, unspezifische und nicht zielgerichteten Reaktionen auf erhöhten Kalzium Einstrom in die Zellen, wird für metabolische Störungen, chronisch-entzündliche Erkrankungen und frühzeitig auftretende degenerative Vorgänge, wie z.B. Alzheimer-Erkrankungen mit unter 40 Jahren, verantwortlich gemacht. Viele der beschriebenen Reaktionen sind im Tierversuch eindeutig belegt.

Nicht nur Menschen und Versuchstiere leiden darunter, sondern auch unsere Haustiere. Die Stubenkatze, die nahezu 24 Stunden nahe dem Router schläft, der Labrador, der sich ständig in der Nähe von Herrchen unterm Schreibtisch aufhält. Genau da, wo regelmäßig Kabelsalat herrscht für Computer, Bildschirm, Lautsprecher und Lampe. Immer mehr Pferdeställe werden videoüberwacht, d.h. auch bei Ihnen kommen vielfach Funk-Verbindungen zum Einsatz. Und in den modernen Kuhstall hat die Digitalisierung und Überwachung der Tiere schon lange Einzug gehalten. Auch hier sind EMF-Felder erforderlich, um die transpondergestützte Fütterung zu gewährleisten und die Melkdaten vom Melkroboter aufzunehmen und an die Zentrale zu übermitteln. Segensreiche Techniken, die leider mit einem hohen Risiko für Mensch und Tier erkauft werden.

Pflanzliche Produkte sind eine Quelle zahlreicher biologisch aktiver Chemikalien, darunter antioxidative Polyphenole, die dem oxidativen Stress entgegenwirken. Die direkt antioxidativen Wirkungen werden ergänzt durch Einflussnahmen in den Zellstoffwechsel, durch die die Anzahl und Funktionsfähigkeit der Mitochondrien gesteigert werden, die Zellen mehr Reparatur- und Antioxidative Enzyme bilden und vermehrt antientzündliche Mediatoren freisetzen. Diese unspezifischen, sehr weitreichenden Effekte vieler Heilpflanzen erklären zum Teil die zahlreichen gesundheitsfördernden Wirkungen, die in nahezu jedem Pflanzenprofil zu finden sind. Therapie nach dem Gießkannenprinzip, können Kritiker jetzt behaupten. Diese Multi-Target-Wirkungen sind angesichts der beschriebenen multiplen Störungen im Stoffwechselgeschehen allemal zielführender als der alleinige Versuch der Einflussnahme nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Egal ob Metabolisches Syndrom respektive Diabetes-Erkrankung, ob Fehlleistungen der Schilddrüse oder Autoimmunerkrankungen, ob Allergiegeschehen oder chronische Infektanfälligkeit. Die Phytotherapie erweist sich eigentlich immer mindestens als hilfreiche Unterstützung in der Therapie.  Deshalb empfehle ich regelmäßig die Gabe von PlantaHepar® beim Klein- und Heimtier respektive HeparCheval® für Pferde, und von PetDolor® respektive PlantaDolor®. Letztere Präparate durchaus auch dann, wenn offensichtlich keine schmerzhaften oder akut-entzündlichen Problematiken vorliegen.

Potenzierte Präparate wie Hepar comp. PlantaVet, Hepar comp. N PlantaVet, Quadruplex PlantaVet oder Renes/Viscum comp. PlantaVet enthalten keine antioxidativen Substanzen. Aber auch diese Präparate zählen zu den Multi-Target-Drugs, weil auch diese umfangreich den Zellstoffwechsel und die Organfunktionen beeinflussen. Ein anderes Wirkprinzip, aber genauso unentbehrlich in der Therapie vieler Erkrankungen. Und in der Kombination aus Phytotherapie und den potenzierten Arzneimitteln sind zusätzlich synergistische Effekte zu erwarten. Viele der regulationsmedizinischen Präparate wirken als Adaptogene, d.h. sie erhöhen die Resilienz der Patienten gegen schädliche Einflüsse, egal ob von außen (Umwelt) oder von innen (Stoffwechselentgleisungen).

Alfred Nobel hat sich 1867 ein Verfahren patentieren lassen, mit dem die Gefährlichkeit des Nitroglyzerins deutlich reduziert wurde, gleichzeitig die Sprengkraft aber erhalten blieb. In einem bestimmten Mischungsverhältnis wird dabei Nitroglyzerin mit Kieselgur (Siliziumoxid) gemischt. Dieses Gemisch muss mittels Initialzündung aktiviert werden. Alfred Nobel nannte dieses Gemisch Dynamit. In dem Zusammenhang ist Kieselgur das Adaptogen für Nitroglyzerin?


 

Literaturhinweise

1. Pall, Martin L. “Electromagnetic fields act via activation of voltage-gated calcium channels to produce beneficial or adverse effects.” Journal of cellular and molecular medicine vol. 17,8 (2013): 958-65. doi:10.1111/jcmm.12088

 2. Pall, Martin L. “Low Intensity Electromagnetic Fields Act via Voltage-Gated Calcium Channel (VGCC) Activation to Cause Very Early Onset Alzheimer's Disease: 18 Distinct Types of Evidence.” Current Alzheimer research vol. 19,2 (2022): 119-132. doi:10.2174/1567205019666220202114510

3. Zielinska-Blizniewska, Hanna et al. “Plant Extracts and Reactive Oxygen Species as Two Counteracting Agents with Anti- and Pro-Obesity Properties.” International journal of molecular sciences vol. 20,18 4556. 14 Sep. 2019, doi:10.3390/ijms20184556

Themen: Stoffwechsel