Es gibt Praxen oder Kliniken, die sich ausschließlich oder vorwiegend mit Hautproblemen befassen. Andere bieten eigene Haut -Sprechstunden an, wohlwissend, dass hier Fälle auflaufen, die in aller Regel nicht mal eben schnell abgehandelt werden können. Dermatologie als Teilgebiet der Medizin. Wer sich als Dermatologe betätigt und seinen Job ernst nimmt, der ist gefordert. Viele – wenn nicht alle – weiteren Teilgebiet der Medizin sind zu beherrschen. Isolierte, wirklich auf die Haut beschränkte Probleme sind die Ausnahme. Die akute Schnittverletzung oder Schürfwunde zum Beispiel sind dazu zu zählen. Hautirritationen sind häufig Ausdruck hormoneller Entgleisungen, endogenen Vergiftungen durch Stoffwechselstörungen, Störungen des Immun- oder Nervensystems, Mangelsituationen oder Verhaltensstörungen. Eine saubere Diagnose zu stellen ist herausfordernd, und therapeutische Bemühungen erfordern nicht selten Geduld vom Besitzer sowie vom Therapeuten.
In der humanmedizinischen Dermatologie ist die topische Kortisonanwendung extrem häufig. Krankheitsbilder werden sogar eingeteilt in wenig-steroidsensitive, mittelgradig steroid-sensitive und steroid-sensitive Dermatosen (Glukokortikosteroide in der Dermatologie: Kontrollierter Einsatz erforderlich; Dtsch Arztebl 1996; 93(44): A-2868 / B-2439 / C-2284; Niedner, Roland).
In der Veterinärmedizin wird vermutlich die systemische Kortikoidapplikation überwiegen? So hilfreich und in einigen Fällen auch notwendige, weil tierschutzrelevante Anwendung der Kortikoide auch ist – die fortgesetzte Medikation mit Kortison kann in meinen Augen niemals die Lösung des Problems sein. In letzter Konsequenz bedeutet das vor allem ein Unterdrücken der Symptomatiken, die mit der nicht unerheblichen Gefahr von Nebenwirkungen erkauft wird. Die Gefahr unerwünschter Wirkungen ist besonders gegeben bei den Tieren, die per se sehr empfindlich auf Kortisongaben reagieren. Dazu zählen ohne Zweifel die Kaninchen bzw. generell die Heimtiere, für die ein Zuviel schnell lebertoxisch sein kann. Da reichen auch die Externa wie Augen- und vor allem Ohrenpräparate aus, die vielfach Kortison als eine der Komponenten enthalten, das dann insbesondere über entzündete oder geschädigte Haut aufgenommen wird und systemische Wirkungen entfaltet.
Die Fachliteratur weißt einige Heilpflanzen aus, deren Wirksamkeit mit „kortisonähnlich“ beschrieben wird. Dazu zählen u.a. Stiefmütterchenpulver, Bittersüßstängel, Weihrauch, Süßholzwurzel und die Blutwurz. Der Wirkmechanismus beruht z.T. darauf, dass der Abbau des körpereigenen Kortisons gebremst wird und dadurch die antientzündliche und antiallergische Wirkung des körpereigenen Hormons länger andauert. Möglicherweise kann die Wirkung auch durch die Strukturähnlichkeit der Flavone oder Flavonoide mit dem Steroidgerüst des Kortisols erklärt werden. Die kortisonähnlich antientzündliche und aufhellende Wirkung der Blutwurz wird nicht über Kortikoid-Rezeptoren gesteuert. Heilpflanzen sind Vielstoffgemische und wirken eben als sogenannte Multi-Target-Drugs. Dabei ergänzen sich die äußerliche Anwendung entsprechender Formulierung mit der innerlichen Gabe solcherart Heilpflanzenzubereitungen sehr sinnvoll. Dieses Konzept der Kombination der innerlichen und topischen Anwendung funktioniert bei der Behandlung des Sommerekzems der Pferde mit den DermaCheval® Pellets und der DermaCheval® Lotion gut. Mit den Präparaten UrticaSil®, EnteroRegén und AkuDerma® kann ein ähnlicher Ansatz auch beim Kleintier verfolgt werden.
Bei akutem Juckreiz und allergische Hautreaktionen, z.B. der Urtikaria oder der sogenannten Flohspeichel-Allergie, haben sich die potenzierten Präparate Urtica/Stannum comp. PlantaVet respektive Urtica/Stannum comp. N PlantaVet, ggf. in Kombination mit Apis comp. PlantaVet bewährt.
Unser Ohrpräparat AuriSan® enthält definitv weder Kortison noch ein Antibiotikum. Aber es enthält Blutwurz-Wurzelextrakt sowie diverse ätherisch-Öl-Drogen und Propolis, die allesamt antimikrobielle Eigenschaften aufweisen. Eine kortisonfreie Alternative nicht nur für die besonders empfindlichen Heimtiere, wie der Erfahrungsbericht zeigt.
Bei bestehender und offensichtlich notwendiger Kortisonbehandlung kann durch die zusätzliche Anwendung entsprechender Heilpflanzenzubereitungen, ggf. verbunden mit weiteren Therapieansätzen (z.B. Homöopathie, Leberunterstützung, Immunmodulation), versucht werden, die Dosis der Kortisonpräparate langsam zu reduzieren und damit die Gefahr von Unverträglichkeiten zu minimieren. Eine akute Erkrankung kann ggf. mit einem kurzwirksamen Kortison anbehandelt, parallel dazu die Regulationsmedizin eingesetzt werden, um den etwas langsameren Wirkungseintritt dieser Präparate aufzufangen und dem Patienten möglichst schnell helfen zu können.
Ich erinnere mich noch gut an folgende Begebenheit in meiner Praxis. Ein Golden Retriever kam mit einer akuten, linksseitigen, hochschmerzhaften Otitis in die Praxis. Das Ohr stank erbärmlich und der Gehörgang war extrem zugeschwollen. Jede Annäherung an das Ohr wurde von dem sonst sehr umgänglichen Hund mit heftiger Abwehr und Angstaggression quittiert. Eine zielführende Untersuchung des Ohres ohne Sedation bzw. Narkose war definitiv nicht möglich. Mit dem Ziel, die Schmerzen und Schwellung zu nehmen, um am darauffolgenden Tag eine gründliche Untersuchung durchführen zu können, erhielt der Hund Prednisolon und ein Antibiotikum gespritzt. Der Termin am Folgetag wurde von der Besitzerin nicht wahrgenommen, stattdessen erfolgte 2 Tage darauf der erboste Anruf, ich hätte den Hund bzw. das Ohr ja gar nicht gründlich untersucht, sondern nur Kortison gespritzt. Sie sei jetzt bei einem Kollegen in Behandlung. Dumm gelaufen. Ich möchte behaupten, dass mein Vorgehen durchaus nachvollziehbar war, nur hatte ich es vermutlich zu wenig kommuniziert? Zu wenig auf die Dringlichkeit der weiteren Untersuchung hingewiesen? Ich bin mir sicher, dass ich der Besitzerin das Vorgehen erläutert hatte, aber die Situation im Behandlungszimmer bedeutet für die meisten Tierbesitzer Stress, und da geht schon mal die ein oder andere Information unter. Eine kurze schriftliche Erläuterung wäre sicher besser gewesen. Vielleicht eine Anregung für Ihre Praxistätigkeit?