Mariendistel (Silybum marianum)

Mariendistel – Schutz und Regeneration der Leber

Die Mariendistel, Silybum marianum (L.) Gaertn., aus der Familie der Asteraceae, ist eine der wichtigsten europäischen Arzneipflanzen. Ihr Potential, Zellmembranen zu schützen, prädestiniert sie als Therapeutikum zum Leberschutz.

Der wesentliche Inhaltsstoff der als Arzneidroge eingesetzten Mariendistelfrüchte, das Silymarin, ist ein Flavonolignankomplex aus diversen Flavonolderivaten wie Silibinin, Silichristin und Silidianin.

Das Silymarin bietet aufgrund antioxidativer, radikalfangender und antientzündlicher Eigenschaften effektiven Zellschutz. Die antioxidative Wirkung des Silymarin verhindert die Lipidperoxidation, sodass die Phospholipide der Zell- und Endomembranen der Leberzellen stabil bleiben und Toxine nicht eindringen können. Silibinin bindet zudem an die Membranproteine der Hepatozyten und verhindert kompetitiv das Eindringen von Toxinen.

Silymarin unterstützt durch forcierte Proteinbildung die Regeneration bereits geschädigter Leberzellen und hemmt die Fibrosierung.

Von besonderer Bedeutung ist die Entzündungshemmung. Silymarin hemmt die Freisetzung von Leukotrienen aus den Kupffer-Zellen, von NF-Kappa B und Tumornekrosefaktor-A. Gleichzeitig regt es die Bildung von Interleukin-10 an, das dämpfend auf körpereigene Abwehrreaktionen und damit auf selbstzerstörende Entzündung wirkt.

Silymarin lässt den Glutathionspiegel der Leber ansteigen. Glutathion spielt eine Schlüsselrolle in Phase II der Biotransformation schädlicher Stoffe. Es macht Stoffwechselendprodukte und Toxine über Galle und Niere ausscheidbar und bindet Superoxide, Hydroxyl-Radikale und Stickstoffradikale und schützt die Leber so vor oxidativem Stress.

Indikationen für den Einsatz von Mariendistelzubereitungen

  • toxische Leberschäden, Verdacht auf Intoxikationen
  • chronisch-entzündliche Lebererkrankungen, Leberinsuffizienz, Leberzirrhose
  • Multimorbidität, Polypharmazie, Leber und Nieren belastende Medikationen
  • Virushepatitiden
  • schwere bakterielle Infektionen, Sepsis
  • komplexe Verdauungsstörungen, Leber-Galle-Probleme, Fettleber
  • chronische Haut- und Gelenksprobleme (Ablagerungskrankheiten)


Ergänzungsfuttermittel mit Mariendistelfrüchten eignen sich zur Unterstützung der Leberfunktionen. Schwere Leberprobleme dagegen sollten mit einem auf Silymarin standardisierten Fertigarzneimittel (HM) therapiert werden. Bei akuten Vergiftungen werden 30-40 mg Silymarin/kg KGW, 2-3 x/d verabreicht.

Den Mehrfachnutzen adjuvanter Therapie mit Silymarin bei Virusinfektionen belegen aktuelle Studien zu Leberschäden durch Covid-19: Membranstabilisierung schützt die Zellen vor dem Eindringen von Viren und lebertoxischen Virostatika und Antipyretika. Die Hemmung der Entzündungsmediatoren verhindert Nekroseprozesse. Die Stabilisierung der Erythrozyten durch Silymarin verhindert hypoxische Zustände. Gleichzeitig werden Regeneration, Metabolisierung und Ausscheidung unterstützt (Sikander et al. 2020).

Die Fähigkeit, die Erythrozytenmembran zu stabilisieren, prädestiniert das Silymarin auch zur adjuvanten Therapie schwerer bakterieller Infektionen und Sepsis, da der Organismus hierdurch vor Hypoxie bewahrt wird. Dies belegt eine aktuelle Sepsis-Modell-Studie an Hunden (Soltanian et al. 2020).

Nicht zuletzt eignet sich Silymarin auch zum Schutz der Nieren bei nephrotoxischer Medikation. Belegt ist dies u.a. für die Chemotherapie mit Cisplatin (Heidari-Soreshani et al. 2017) und den Einsatz von Gentamicin (Varzi et al. 2007).

Brendiek-Worm

 

 


Dr. med. vet. Cäcilia Brendieck-Worm

Leiterin des Arbeitskreises Phytotherapie der GGTM

 

Themen: Mariendistel